The Wind That Shakes the Barley (2006)

Written by Kalla Malla on April 2, 2016

Ken Loach ist einer dieser klassischen Fälle, bei denen die Filmkritik mit dem Publikum in hartem Konkurrenzkampf steht. Zwar wird er von Kritikern aus aller Welt gelobt und gilt als einer der wichtigsten Regisseure Großbritanniens, aber dennoch hat er noch keinen einzigen Film auf dem Konto, den man als Publikumserfolg bezeichnen könnte. Sein neuster Film The Wind that Shakes the Barley hat nun allerdings die Möglichkeit diesen Makel aus seiner Karriere auszubügeln. Immerhin wurde das Werk über die IRA mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet und konnte somit einen renomierten Preis gewinnen. Dabei ist dieser Preis umso bemerkenswerter, da in Cannes starke Konkurrenten wie Babel, oder Volver ausgeschaltet wurden. Das Babel von der Qualität her deutlich über The Wind that Shakes the Barley steht hat man an der Côte d'Azur allerdings übersehen.

Irland, 1920: Der junge Arzt Damien O'Donovan (Cillian Murphy) bekommt die Gelegenheit das Land zu verlassen, um in einem Krankenhaus in London zu arbeiten. Zwar wird er von seinen Freunden verspottet, da er in ihr verfeindetes Land geht, aber dennoch ist er gewillt seinen Plan auszuführen. Doch seine Überzeugung verschwindet sehr schnell, als er beobachten muss wie die „Black and Tans“, ein Fraktion der englischen Besatzer, einen seiner Freunde zu Tode prügeln, weil dieser nicht seinen Namen verraten wollte. Damien beschließt sich der IRA anzuschließen und für die Freiheit seines Landes zu kämpfen.

Sein Bruder Teddy (Padraic Delaney) begrüßt die Entscheidung, da er selbst in dieser Gruppierung kämpft. Die IRA kann in Folge den englischen Truppen durch Guerilla-Anschläge schwer zusetzten. Doch auch sie selbst sind vor Verlusten nicht gefreit und Damien gerät in moralische Bedenken ob das brutale Vorgehen der IRA überhaupt noch rechtmäßig ist. Bevor das Land total unter dem Bürgerkrieg zusammenbricht, erklären die Engländer im sogenannten anglo-irischen Vertrag, den Waffenstillstand und erklären den Staat Irland für teilweise souverän. Während Teddy sich mit diesem Zustand einverstanden erklärt, beschließt sein Bruder Damien weiter für sein Land zu kämpfen. Die beiden Brüder werden zu erbitterten Feinden...

Besonders zu Gute halten muss man Regisseur Ken Loach seine historische Genauigkeit. Man kann dem Film nicht vorwerfen etwas zu erfinden, allerdings lässt er durch seine Inszenierung auch keine Zweifel aufkommen wo seine Sympathien liegen, und wohin er die Sympathien der Zuseher lenken will. Zum Einen werden nur die Charaktere der IRA richtig gezeichnet und portraitiert und zum Anderen erscheinen die englischen Besatzer wie das absolute Böse. Sie foltern und töten scheinbar aus Spaß und deshalb muss sich The Wind that Shakes the Barley durchaus eine gewisse Einseitigkeit vorwerfen lassen.

Jedoch ist es sehr gut gelungen einen poetischen Film zu kreieren, der es schafft seine Form mit seinem Inhalt zu verschmelzen. Es werden geschickt wunderschöne Landschaftsaufnahmen in den Film eingebaut, die auf ansehnliche Weise, verdeutlichen warum diese Menschen so hart für ihr Land kämpfen. Diese lyrische Schönheit der Landschaft steht im krassen Gegensatz zu der brutalen Vorgehensweise auf beiden Seiten, die dafür nötig sind um das Land sein Eigen zu nennen. Dabei werden durchaus einige kleine Grausamkeiten gezeigt, die allerdings nicht in den Vordergrund gestellt werden.

Das große Problem bei The Wind that Shakes the Barley ist nun, dass der Film einfach nicht über den Status "sehr interessant" hinauskommt. Die Geschichte die erzählt wird, hat einen sehr hohen geschichtlichen Wert, aber die emotionale Bindung zwischen Zuseher und Figuren geht dabei doch etwas unter. Das dies nicht notwendig ist beweist der Konkurrent aus Cannes: Babel. Und warum die Goldene Palme an The Wind that Shakes the Barley ging, und nicht an Inaritus Meisterwerk, bleibt auch nach dem Ansehen im Unklaren. Vielleicht dachte man sich das Babel sowieseo sein Publikum findet und seine Anerkennung bei den Oscars erhält.

Fazit: Geschichtlich akurates Werk mit sehr guten Hauptdarstellern, dass jedoch auf emotionaler Ebene etwas versagt. Trotz wunderschönen Bildern und interessanten Inhalt kann der Funke zum Zuseher nie voll und ganz überspringen. Sehenswert bleibt der Film natürlich dennoch, wenn auch nicht uneingeschränkt empfehlenswert.